Wer von euch meinen ersten Blogbeitrag zur Sprache in Zeiten von Corona gelesen hat, der konnte unschwer erkennen, worauf ich hinauswill, nämlich genau darauf, dass wir uns den ganzen Tag, sollten wir Radio hören, fernsehen oder Zeitung lesen, mit einer Flut von Wörtern konfrontiert sehen, die wir bis vor circa zwei Monaten in dieser Zusammenstellung weder kannten, noch aktiv und häufig unreflektiert, fast wie automatisiert in unser Sprechen integrierten wie wir es jetzt fast alle tun.
So werden wir zu Virologen, Politikern, Anglisten, Influencern, Helden des Alltags usw., wobei mir an dieser Stelle gleich der auf dem Sofa oder der Stadiontribüne sitzende, Bier trinkende und Pommes rot-weiß essende Fußballfan einfällt, der immer und überhaupt ein besserer Trainer an der Seitenlinie oder ein taktisch raffinierterer Spieler als der auf dem Rasen ist, nehmen wir mal CR-7, Messi oder Fabian Klos aus dem Kritikfeld aus. Wir fachsimpeln mit aufgeschnappten Termini, wissenschaftlichen Fachbegriffen auf Deubel komm raus, ohne jemals ein diesbezügliches Studium, eine Fortbildung oder auch nur einen VHS-Kurs zu diesem Gebiet gemacht zu haben.
Zahlreiche Zeitungsartikel, Interviews in Print- und Audiomedien, manchmal auch Talkshows thematisieren inzwischen diese sprachlichen Neuschöpfungen, wobei natürlich gerade in letzteren dann selbst hemmungslos mit diesem Vokabular jongliert wird und sich die Bälle gegenseitig zugeworfen bzw. zugespielt werden.
Auf der Hier und heute Facebook Seite des WDR finde ich am 05. Mai 2020 einen Post mit der an die Follower gerichteten Frage. „Was sagt ihr zu Mundschutz? Gesichtspullover, Sabbelverdeck, Rotzfänger, Nuscheltuch…? Wie nennt ihr den Mundschutz?“, unter dem inzwischen 572 Kommentare stehen. Sechs Stunden nach dem Hochladen wurde der Beitrag schon 314 Mal kommentiert. Ein paar Beispiele nur: Fressbremse, Maultäschle und Schnauzenschlüppe, am häufigsten tauchte zu diesem Zeitpunkt allerdings die vermutlich politikkritisch gemeinte Benennung Maulkorb, oft als Kompositum Volks-, Human– oder Bürgermaulkorb, auf.
Unter den zahlreichen inzwischen in der Presse erschienenen Artikeln zum Thema „Corona und Sprache“ möchte ich hier nur auf einige wenige näher eingehen, die allesamt, wie ich finde, für die an diesem Thema Interessierten lesenswert sein könnten:
Am 06. Mai 2020 veröffentlichte Alexander Menden in der Süddeutschen Zeitung unter dem Titel Wie Corona unsere Sprache beeinflusst einen gelungenen Überblick darüber, in welchem Ausmaß und in welcher Weise das Thema Corona unser aktives sprachliches Repertoire zur Zeit dominiert. Menden bezieht sich in seinen Ausführungen in vielem auf Henning Lobin, Leiter des in Mannheim ansässigen Leibnitz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS), das die sprachlichen Entwicklungen des Deutschen dokumentiert, dabei auch die sogenannten Neologismen sammelt und erfasst, wann, wie oft und in welchem Kontext solche Wörter besonders häufig benutzt werden. An der Häufigkeit ihrer Verwendung könne man „regelrechte Mentalitätszyklen ablesen“, wird Lobin zitiert. Er meint damit, dass immer wieder außergewöhnliche Ereignisse unser Vokabular prägen und aktuell verständlicherweise gerade die Sprachbilder aus dem Kontext Corona Hochkonjunktur hätten, wobei inzwischen schon zu beobachten sei, dass die Frequenz ihres Gebrauchs im Verhältnis zu der anderer Vokabeln allmählich wieder abnähme, sich damit eine Normalisierungsperiode des Verhältnisses step by step wieder einpendele. Interessant sei dabei vor allem aber, was sich langfristig im Sprachschatz verankern werde: „Kanditaten für eine Verankerung im Alltag seien vor allem solche Wörter, die auch eine konkrete Veränderung in der Welt beschreiben, glaubt Lobin. So könne es sein, dass wir am Ende mit dieser Zeit vor allem einen Begriff verbinden, der schon lange gebräuchlich ist, nun aber permanent völlig neu besetzt ist: das Wort „Maske„.“
Neu war für mich der im SZ-Artikel stehende Verweis auf das Verfahren der Parallelbildungen bei den Wortneubildungen: So findet man z.B. Colonials in Anlehnung an Millennials und Coronoia angelehnt an Paranoia.
Auf der Seite des IDS findet man informative Aktuelle Stellungnahmen zur Sprache in der Coronakrise wie auch eine ausführliche Übersicht über den neuen Wortschatz rund um die Coronapandemie.
Am 20.04.2020 kommentiert Uwe-Peter Steinscheck in der B.Z. mit der Überschrift „Corona hat unsere Sprache infiziert“ die aktuellen sprachlichen Veränderungsphänomene. Hätte er, so meint Steinscheck, über das Unwort des Jahres zu entscheiden, dann wäre die Wendung „systemrelevanter Beruf“ sein Top-Kandidat, denn sinnentleerter gehe es wohl kaum. Jeder Beruf, der ausgeübt und mit dem Geld verdient werde, sei für unser System relevant – wenn wir davon ausgingen, dass mit „System“ das Funktionieren der sozialen und wirtschaftlichen Strukturen unseres Landes gemeint seien. Man habe fast den Eindruck, dass hier auch nachträglich plump-verbal aufgewertet werden solle, was jahrelang vernachlässigt worden sei: die Arbeitsbedingungen von Ärzte- und Pflegepersonal in unseren Krankenhäusern und Altenheimen.
Auf Domradio.de gibt es am 09.Mai 2020 ein Interview mit Annette Klosa-Kückelhaus (Sprachwissenschaftlerin am IDS) zu Sprachveränderungen durch die Coronavirus Pandemie „Wie die Krise unsere Sprache beeinflusst„. Klosa-Kückelhaus gibt hier einen guten Überblick darüber, welche Arten von Wortneuschöpfungen, Komposita-Bildungen, welche Anglizismen, Wortumdeutungen u.v.m. den gegenwärtigen Sprachraum ausfüllen. Zu den über die Aktualität hinausgehenden Verfestigungen meint sie: „Ich denke, manche werden bleiben. Über die Corona-Krise werden wir sicherlich noch lange sprechen, weil sie unsere Gesellschaft stark verändert. Aber andere Wörter wie die „Corona-Frisur“ oder die „Corona-Kilos“ wird man vielleicht nicht mehr so viel verwenden, hoffe ich zumindest. Wenn es keine Maskenpflicht mehr gibt, dann muss man auch nicht mehr darüber sprechen. Das hängt jetzt ein bisschen davon ab, wie sich die Umstände verändern. Denn die Sprache reflektiert das ja letztendlich nur.“
Auf jetzt.de gibt Murtaza Akbar am 26.04.2020 ein Interview zur Sprache in der Corona-Krise: „Wenn ich jedem ‚Bleib gesund‘ schreibe, ist es irgendwann nichts mehr wert“. Akbar ist Kommunikationsexperte und -berater und lehrt als Dozent im Studiengang Onlinekommunikation an der Hochschule Darmstadt. Interessant fand ich in diesem Interview auch, dass er besonders hervorhob, dass sich im Gegensatz zur anfänglichen bzw. noch teilweise aktuellen Anwendung einer Kriegsmetaphorik und -rhetorik durch z.B. Emmanuel Macron und in viel ausgeprägterem Maße durch Donald Trump die Sprache von Angela Merkel wohltuend abhob. Ich zitiere aus dem Interview: „Hier hat niemand von „Krieg“ gesprochen, was aufgrund der deutschen Historie verständlich ist. Und die Fernsehansprache der Bundeskanzlerin war wirklich ein Musterbeispiel, wie man in dieser Lage sprechen sollte! Sehr empathisch, sehr wertschätzend: dass die Situation ernst ist, dass wir nicht von Zwang leben, dass wir uns in einer Demokratie befinden und vor einer historischen Aufgabe stehen, die gemeinsam zu bewältigen ist.“
Wenn Macron in seiner ersten Ansprache vom „Krieg gegen einen unsichtbaren Feind“ gesprochen habe, so Akbar, habe er den Menschen suggerieren wollen, dass es hier um Leben und Tod gehe. In dieser drastischen Form sei das sicher überzeichnet, denn glücklicherweise befänden wir uns nicht im Krieg. Weil die Pandemie noch länger nicht vorbei sei, müsse Macron sich aber vor allem fragen, was die Steigerung von Krieg sei. Er müsse schließlich noch weitere Ansprachen an die Bevölkerung halten.
Gerade die Verwendung von Kriegsmetaphorik in diesem Kontext öffnet uns die Pforte zum Framing, auf das ich weiter unten noch ausführlicher eingehen möchte. Kriegsmetaphorik mag Politikern dazu dienen, die schwere der Situation hervorzuheben, die Adressaten zu emotionalisieren und damit an sich zu binden, scheint mir aber in keiner Weise eine adäquate Art von Krisenkommunikation zu sein, weil sie allzu leicht in Populismus abgleiten kann bzw. könnte man vielleicht gar vermuten, dass sie teilweise auch gezielt so eingesetzt wird: Nous sommes en guerre – Gesundheitskrieg – der Feind ist da – der unsichtbare Feind – ein Präsident in Kriegszeiten – die Truppen versammeln u.v.m. seien beispielhaft dafür genannt.
Anregend fand ich auch Akbars Aussage, dass wir aktuell in unserem Kommunikationsverhalten einen reduzierten Dialog- gegenüber einem viel größeren Konsumanteil hätten, da wir Medien ohne Ende konsumierten. Dem kann ich nur zustimmen: In meinem Alltag findet der sprachaktive Austausch seit circa acht Wochen überwiegend im engsten Familienkreis, Online in Meetings, Chatrooms, Facebook, Messenger, Slack und auch am Phone statt. Den Medienkonsum, was TV-Nachrichten, Talkshows und auch Print-Nachrichtenformate betrifft, habe ich allerdings wegen seelischen Selbstschutzes auf ein Minimum reduziert.
Akbars Hinweis darauf, dass die Sprachverwendung zurzeit in dem Fall eine pure Form von Diskrimierung sei, wenn man vom „Chinesischen Virus“ oder den „Italienischen Verhältnissen“ spreche, kann ich nur zustimmen. In meinem ersten Beitrag zum Thema erwähnte ich ja bereits die herabsetzenden Begriffe wie „China– oder Ausländervirus“ oder „Colonialzeit„.
Auf seiner Website wortgucker. Wording & Framing in Politik& Medien entlarvt der promovierte Sprachwissenschaftler und -kritiker Eric Wallis als Wortgucker die Sprache und das Framing in der Politik und Medien: „Krisenzeiten sind Wortbildungszeiten. Gleichzeitig mit dem Corona-Virus verbreitet sich ein bisher kaum gekannter und teils komplett neuer Corona-Wortschatz. Anlass für den Wortgucker, ein Corona-Wörterbuch zu schreiben. Das findet Ihr in den nächsten Tagen hier. Dabei gibt es eine Menge neuer Wortschöpfungen, aber auch bekannte Wörter, die bisher eher ungern thematisiert wurden, Stichwort Home Office und Home Schooling.“ Wallis versteht seine lesenswerte Wörtersammlung als work in progress und fordert seine Leser auf, ihm ihre Wörter per Facebook oder Twitter zukommen zu lassen.
In der Taz schreibt Eric Wallis sehr interessant über die „Überbenutzte Systemrelevanz“: „Will sagen: Das Wort „systemrelevant“ ist binnen kürzester Zeit inflationär geworden. Es hat seinen Anwendungsbereich so ausgedehnt und kann mittlerweile alles und nichts bedeuten.“
An dieser Stelle muss ich an das w.o. angeführte Interview mit Murtaza Akbar denken, der zu Recht darauf aufmerksam macht, dass die quasi ritualisierte Grußformel „Bleib gesund„, sei es in Emails, Briefen oder Telefongesprächen, letztendlich zu einer inflationären Begriffsverwendung führen kann, wenn sie quasi als Textbaustein wiederholt verwendet wird und damit zur sinnentleerten Floskel verkümmert.
Wo und wie wird die neue Lexik sonst noch festgehalten?
Das renommierte Oxford English Dictionary soll schon außer der Reihe aktualisiert worden sein, mehr als 700 neue Corona-Wörter soll das neue Corona-Wörterbuch umfassen, das auf Initiative des Chefredakteurs des niederländischen Standard-Wörterbuchs Van Dale, Ton den Boon, entstanden ist.
Man möge einen Blick in das DWDS-Themenglossar (Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache) zur Covid-19-Pandemie werfen, in dem akribisch die ihren Niederschlag in der Sprache findenden Prozesse des Wandels gesammelt werden. Die Redaktion des DWDS sieht es als ihre wichtige Aufgabe an, die sprachlichen Veränderungen zeitnah zu dokumentieren. Seit Mitte März hat sie damit begonnen, Begriffe aus dem Corona-Kontext zu sammeln und lexikographisch zu beschreiben. Es lag zu dem Zeitpunkt, als ich das letzte Mal hineinschaute, ein Glossar von circa 170 Wörtern vor, das kontinuierlich überarbeitet, erweitert und aktualisiert wird.
Auch die Gesellschaft für deutsche Sprache e.V. (GfdS) hat eine bis dato elfteilige Artikelreihe zum Thema „Corona in der Welt“ herausgegeben. So z.B. „Bindestriche, coronamäßige Wortbildungen und jede Menge Absagen“ (Teil 2), „Der Hamster in Zeiten der Krise“ (Teil 5), „Wir möchten unser Kind Corona nennen“ … Corona im Namengut“ (Teil 7) oder auch „Social Distancing, Hot-Spot und Triage: Fremdwörter im Zusammenhang mit Covid-19“ (Teil 9).
Am interessantesten fand ich Teil 8 „Ausgewählte Wörter in einzelnen Sprachen und Übersetzungsvarianten“.
Warum? Weil in diesem Artikel sehr deutlich gemacht wird, wie schwierig es für Übersetzer sein kann, die Begrifflichkeiten und vielfachen Wortneuschöpfungen in eine andere Sprache mit dem Anspruch von Kulturangemessenheit punktgenau zu übersetzen. In jeder Sprache gibt es verschiedene Wortbildungsprozesse und damit unterschiedliche semantische Verknüpfungen, der Umgang mit Sprache ist kulturell und politisch kanonisiert, demokratische Systeme benennen vielfach Phänomene sprachlich anders als autoritäre Regime. Fast jede Kultur geht anders mit Krankheit um, Krankheitssymptome werden kulturdifferent wahrgenommen und somit auch anders benannt.
Ich denke in diesem Zusammenhang an das für kultursensitives Vorgehen in der Psychotherapie wichtige Buch von Ulrike von Lesner und Jan Ilhan Kizilhan „Kultursensitive Psychotherapie“ (2017) Hier habe ich sehr gute Beschreibungen dazu gefunden, wie sich kollektivistische und individualistische Wertvorstellungen und Handlungsnormen in einer Gesellschaft auf das Empfinden von Krankheitssymptomen und deren Benennung auswirken. In diesem Zusammenhang müssen sich m.E. Psychotherapeuten ebenso wie alle anderen in Gesundheits-, Pflege- und Heilberufen Tätigen im weiten Feld kulturspezifischer Einflüsse hinreichend auskennen, um adäquat diagnostizieren und anschließend folgerichtig behandeln zu können.
Auch die oben angesprochenen Schwierigkeiten, denen sich zurzeit Übersetzer gegenübergestellt sehen, gründen auf diesen genannten differenten kulturspezifischen Wahrnehmungen, Wortbildungsprozessen und politisch gewollten Sprachzuschreibungen, womit wir wieder beim Phänomen des Framings angelangt sind.
In diesem Zusammenhang sei Elisabeth Wehlings „Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht“ (2016/2018) genannt.
Ich zitiere aus Wehlings Buch: „So wenig dies uns im Alltag auch bewusst sein mag. Wir alle denken und handeln tatsächlich nach Worten. Die Sprache, die wir hören und lesen, aktiviert Frames in unseren Köpfen. Teil dieser Frames ist immer auch die kognitive Dimension von Dingen, die wir überhaupt nicht als Teil von Sprache einstufen – Bewegungen, Geräusche, Gerüche, Emotionen, Bilder und vieles mehr. Weil jedes Wort einen Frame aktiviert, kommuniziert man mit jedem Wort eine Fülle von Ideen, die aufgrund unserer Welterfahrung mit diesem Wort in Zusammenhang stehen. Frames nehmen einen erheblichen Einfluss auf unsere Wahrnehmung, und sie können sich stark darauf auswirken, mit welcher Leichtigkeit wir Fakten und Emotionen wahrnehmen. Denn nur dann, wenn ein Fakt in einen aktivierten Frame passt, sinkt er schnell und problemlos in unser Bewusstsein. Und nicht zuletzt nehmen die über Sprache aktivierten Frames direkten Einfluss auf unser eigenes Handeln.“ (Wehling, S.41)
Da Frames, wie Erhard Eppler im Frühjahr 2016 im Vorwort zu Wehlings Buch schreibt, bewusst konstruiert sein können, also Themen durch Schlüsselwörter ein Frame verpasst werden kann, der sie den dominierenden Interessen gefügig macht ( Vorwort zu Wehling, 16), möchte ich mir im nächsten Blog zum Thema Corona und Sprache die Frage stellen, inwieweit aktuelle sprachliche Neuschöpfungen, neue semantische Zuschreibungen lange nicht benutzter, jetzt reaktivierter Wörter, rapide Zunahme von Anglizismen, Kriegsmetaphorik u.v.m. unser Fühlen und Denken gerade jetzt, wo sehr viele von uns sich in einer mehr oder weniger instabilen, von Angst und Unsicherheit besetzten Lebensphase befinden, manipulativ beeinflussen können.
Ein guter Übergang zum Komplex des Framing ist Maria Fiedlers am 24.04.2020 im Tagespiegel erschienener Artikel „Die Worte in der Krise – und wie sie wirken. Das Virus ist eine „Plage“, der Kampf dagegen ein „Krieg“ . Sprache und Begriffe haben in der Pandemie eine große Macht. Manche Politiker wissen das zu nutzen.
Auch sie bezieht sich auf Wehling, wenn sie diese im Zusammenhang mit Trumps rhetorischen Stilmitteln wie folgt zitiert: „Wehling ist aufgefallen, dass Trump mittlerweile in Bezug auf Covid19 auch gern von „plague“ spricht, also der Seuche oder Plage. „Das ergibt vor allem dann Sinn, wenn man weiß, wie religiös viele Amerikaner und Trump-Anhänger im Speziellen sind“, sagt Wehling. 28 Prozent der Amerikaner glaubten nach der Wahl 2016, dass Gott entschiedenen Einfluss darauf genommen hat, wer ins Präsidentenamt kommt.
Und so erinnere „Plague“ an die Plagen, mit denen Gott die Ägypter bestrafte. „Wenn man die Pandemie als etwas Gottgegebenes sieht, entlässt das Trump partiell aus der Verantwortung“, erklärt Wehling.“
Dies sei ein guter Anknüpfungspunkt für meinen nächsten Beitrag auf diesem Blog zu „Sprache in Zeiten von Corona“.
Fortsetzung folgt…
Sprache in Zeiten von Corona | Teil 2 von Dr. Barbara Kling ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung 4.0 international.
Zufällig bin ich hier gelandet, habe mit einigen Monaten Verspätung diesen Eintrag sowie den ersten Teil gelesen. Es war einiges dabei, das ich noch nicht kannte, sowohl was Begriffe, als auch was Medien/Personen betrifft. Insofern: Vielen Dank für Ihren Sammlerfleiß!
Wenn Sie Wortwolken mögen, habe ich hier eine italienische für Sie: https://www.treccani.it/export/sites/default/immagini/img_nl/lingua_italiana/scritto/fig._3_Pietrini.png Die Grafik ist einem Artikel der Sprachwissenschaftlerin Daniela Pietrini entnommen und zeigt die Wörter, die in italienischen Werbespots in Corona-Zeiten am häufigsten verwendet wurden.
Ausgehend von den Artikeln von Frau Pietrini und einer weiteren italienischen Expertin, Licia Corbolante, habe ich im April einen Text zum Thema „Coronavirus und italienische Sprache“ veröffentlicht: https://uepo.de/2020/04/23/anglizismen-aber-keine-hamster-metaphern-die-corona-terminologie-in-italien/
Es grüßt eine Übersetzerin aus dem Italienischen (und Französischen), die auch die eigene Muttersprache nicht aus den Augen verlieren möchte.
Liebe Irina, vielen Dank für Ihren Kommentar und das positive Feedback! Mit Interesse habe Ihren verlinkten Artikel „Coronavirus und italienische Sprache“ gelesen, besonders die italienischen Ausdrücke für das, was wir als „hamstern“ bezeichnen. Das Italienische trifft in meinen Augen den Kern der Sache – das sehr häufig äußerst rücksichtslose Verhalten – besser als das deutsche „hamstern“. Liebe Grüße und weiterhin viel Freude beim Übersetzen!
Barbara Kling